MILONGAS
Gewönlich stelle ich 4Tangos4, 3Walzer3, 3Milongas3, mit einem kurzen
Tusch in der Mitte und Intermezzo am Ende zusammen.
Die Dauer der Tusche hängt von der Größe des Zimmers ab: in Buenos Aires dauern sie bis zu einer Minute, sodaß alle Tänzer ihre Plätze wieder nehmen können.
Ich bin gewöhnt, mit Gruppen zu spielen.
Ich kann Tango viejo, salon, nuevo spielen.
Ich passe mich den Erfordernissen des Lokalbetreibers an.
MEIN LEBEN
Mein Vati, ein sozialistischer Dreher, arbeitete seit 1944 bis Rententag bei Italienischer Staatsbahn :“ Ein Eigentumshaus ist ein Recht für Werktätige“, und so wohnten wir immer zur Miete.
Hartes Leben, zwei Kinder mit einem Gehalt zu unterhalten, so stopfte meine Mutti Nylonstrümpfe für 5 lire pro Loch, um das Gehalt aufzubessern. Während sich Annunciata die Augen zum Stopfen verdarb, war das Radio ständig an, breitete sich die Musik im Haus aus, sang sie. Mein Vater konnte nur den Marinemarsch tanzen, aber meine Mutter war eine Meistertänzerin – eine solche natürliche und echte Ballerina. Wenn sich die große Familie dann versammelte und zu Mittag aß, sang jedermann – vom Großvater bis zum jüngsten Enkelkindchen – am Ende. Satt an “Polenta mit Vöglein” (ein typisches Gericht aus Bergamo und Brescia) stimmte Tante Mina – die in dem Chor des Teatro Grande in Brescia sang – Opernausschnitte und „Ciribiribin“ am Ende mit meiner Mutti und der anderen Schwester an: sie halfen sich gegenseitig und die Tonalität stieg ständig bis zum hohen Endton meiner Mutter, der die Fensterscheiben vibrieren ließ. Als ich 17 Jahre alt war kaufte ich mir eine Gitarre und dann ein “Violin Bass”- Paul Mc Cartney ähnlich – mit dem Geld, das ich durch meine Sommerlieferarbeit von Wasser – und Lemonadekasten verdient hatte. Unser Schlafzimmer war immer voll mit Freunden, die sich an den Verstärker klammerten; an Maiabenden machten wir den Kirchenglocken Konkurrenz, um Mädchen auf uns hinzuweisen. Die Schulgefährten der Hochschule “Marino Ballini” setzten sich in Verbindung mit mir, um in das Gruppchen “Ante Diem” – zwei Gitarren (Solo- und Begleitunggitarre), Orgel, Batterie, Bassgitarre (ich) und Stimmen – einzutreten. Unsere Glanzstücke waren Lieder von New Trolls, Led Zeppelin, Rolling Stones und andere Bands jener Zeit. Wir bekamen das Angebot, Gesellschaftstanz während der Sommersaison an der Adria zu spielen, aber wir lehnten es wegen unserer eigensinnigen Berufsethik ab. Folge: wir blieben in Brescia und spielten für uns selbst, wir machten nichts und schlossen unsere Erfahrung fast taub nach drei Jahren ab. Musik hat immer eine große Rolle in mein Leben gespielt und hat mir immer Spaß gemacht.
Tschüß an alle, hasta luego.